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Artikel über Azidose-Massage

Von Karoline Franksen, HP

Berührung durch Massage hat im Weg der Mitte seit den Anfangstagen 1977 Tradition. Es war und ist uns wichtig, den Menschen jenseits einer Technik auf einer tieferen Ebene zu erreichen, als das im Alltagsgeschehen oft möglich ist. Wenn es uns als Massierenden gelingt, mit Achtsamkeit, Fürsorge und Respekt für die Einzigartigkeit eines jeden Menschen während der Massage präsent zu sein, kann der/die PatientIn so tief entspannen, dass Heilung möglich wird. Heilung findet hier sowohl im aktiven Geben, als auch im rezeptiven Empfangen der Massage statt.

In den AzidoseKuren des Weg der Mitte erlernen die TeilnehmerInnen unter Berücksichtung der beschriebenen Grundeinstellung auch die Azidose-Massage. Diese wurde von Dr. med. Renate Collier aus Elementen der Bindegewebsmassage und der Lymphdrainage entwickelt, um den Körper bei der Ausscheidung von Schlacken aus dem Bindegewebe zu unterstützen - gemeint sind hier die abgelagerten Gifte und Säuren.

Bindegewebe befindet sich unter der Haut und überall zwischen den Organen als Halte- und Stützgewebe und ist in der Lage, Gifte, Säuren und Wasser, was nicht sofort über Lungen, Nieren und Haut ausgeschieden wird, zwischen zu lagern. Aus diesem Zwischenlager wird jedoch für die meisten Menschen im Laufe der Zeit ein Endlager, da kontinuierlich mehr Säuren im Körper entstehen, zugeführt und eingelagert werden, als etwa in der Nacht über die Nieren wieder ausgeschieden werden können. Erst wenn diese Zwischenlager so abgefüllt sind, dass der Organismus mit vegetativen Befindlichkeits­störungen, wie Schlafstörungen, Verdau­ungsstörungen, Frieren, diffusen Schmerzen, reagiert oder sogar der Arzt eine ernste Diagnose stellt, sind wir bereit, aktiv etwas für unsere Gesundheit zu tun.

In allen Kulturen unterziehen sich Menschen regelmäßig einer Reinigung. Es gab und gibt (z.B. religiös begrün­dete) Fastenzeiten oder Zeiten, in denen nach bestimm­ten Regeln eine Diät gehalten wird. So eine Form der Reinigung findet auch während einer AzidoseKur statt: man nimmt sich eine Auszeit vom Alltag und lässt sich auf etwas ganz anderes, etwas Neues ein. Ein wichtiger unterstützender Bestandteil der AzidoseKur ist deshalb auch die Azidose-Heilkost, mit der wir einen deutlichen Überschuss an Basen bildenden Lebensmitteln zuführen, die die auszuscheidenden Säuren aus dem Bindegewebe neutralisieren.
Wenn wir die Azidose-Massage erlernen, lernen wir den individuellen Zustand des Bindegewebes per Tastbefund bei jedem Menschen zu unterscheiden. Zunächst gibt es vier Grade der latenten Übersäuerung (so genannter Hautfaltentest nach Sander). Hierbei werden Dicke und Festigkeit des Gewebes bestimmt, die auch eine Indikation für akutes und chronisches Geschehen im ganzen Organismus sind. Abgesehen von der unterschiedlich fortgeschrittenen latenten Übersäuerung ist das Bindegewebe von Person zu Person sehr unterschiedlich beschaffen und reagiert unterschiedlich. Manche haben ein extrem feines und empfindsames Gewebe. Eine grob ausgeführte Massage würde hier das Gewebe innerlich zum Reißen bringen und Schmerzen bei der Massage verursachen. Andere haben kaum Einlagerungen im Bindegewebe, dafür umso mehr Spannungen im Muskelgewebe. Auch diese Menschen profitieren von der Azidose-Massage, da Säuren ebenso aus den Muskeln ausgeschwemmt werden. Andere unterscheiden sich in der Schnelligkeit, mit der das Gewebe reagiert. Schon nach kurzer Zeit wird die Haut rot, und der Körper reagiert mit Ausdünstungen, um den anrollenden Säureberg zu bewältigen. Wieder andere haben sich bereits eine Art „Säurepanzer“ zugelegt, der verhindert, dass sie den Effekt der Massage unmittelbar fühlen oder wahrnehmen können. Beim Massieren mag man den Eindruck haben, den Fels nicht recht ins Rollen bringen zu können.

Spätestens hier wird deutlich, dass jede/r sein/ihr eigenes Tempo beim inneren Großputz hat. Wir respektieren dieses individuelle Tempo, das jede/r einzelne braucht, um die Erfahrungen im Laufe einer Kur zu integrieren. Die Azidose-Massage ist also behutsam und dennoch äußerst wirkungsvoll. Nach und nach „schmilzt“ förmlich jede Säure unter der Massage dahin.

Treten während der Massage starke Schmerzen auf, zieht sich der Organismus zusammen. Neue Spannungen werden aufgebaut, und mehr Säure wird produziert. Hier ist es wichtig, das Gebot der Gewaltlosigkeit zu beachten und dem Massierenden die eigene Befindlichkeit mitzuteilen. Die Azidose-Massage wird somit bei gleicher Technik auf ganz unterschiedliche Art und mit ganz individueller Dosierung ausgeführt.

„Schwache Reize fachen die Lebenskraft an, mittelstarke Reize fördern sie und starke Reize hemmen sie.“ (Arnt-Schulz-Regel)

Das ausgewogen zusammengestellte Programm der AzidoseKuren, die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Teilnehmergruppe, der sensible Umgang miteinander und nicht zuletzt der Humor, den alle miteinander teilen, ermöglichen jedem/r, ein Stück weicher und durchlässiger zu werden, gereinigt, aufgetankt und erholt auch zu Hause den Weg zur Heilung weiterzugehen.